Kurzgeschichte: In einem Traum von Alia
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Autorin: Sarah Ich stehe an einer Klippe und der Wind weht mir durch das Haar. Ich beobachte, wie die Sonne am Horizont untergeht. Der Himmel färbt sich langsam rot und geht in die Nacht über. Meine Gedanken gehen immer wieder zu Reyvan. Was macht er gerade? Wie geht es ihm? Ich bin immer noch wütend über das Schicksal, welches uns für immer getrennt hat. Warum nur musste das geschehen? Wir waren doch Eins! Die Wut in mir wird immer stärker, ich merke wie meine Kraft mir langsam außer Kontrolle gerät. Der Wind wird stärker und es fängt langsam an zu regnen. Irgendwo in der Ferne höre ich ein Donnergrollen. Ich lasse meinen Blick durch die Ferne schweifen und merke wie die Nacht langsam zum Leben erwacht. Ich beobachte die Vögel die über dem Wald unter mir, ihre Runden drehen. Der Wald hatte immer etwas Faszinierendes und Tröstliches für mich. Es war ein Ort, an dem ich oft mit meinem Vater unterwegs war. Ich habe so viele schöne und glückliche Erinnerungen daran. Aber heute kann mich der Wald einfach nicht beruhigen. Das Gefühl, wegen der Flucht aus dem Zirkel bestraft zu werden, wird immer mehr. Vielleicht war es doch nicht richtig. Wären wir noch dort, wäre Reyvan noch an meiner Seite. Auch wenn ich ihn nicht hätte sehen können, so wüsste ich doch, dass er in meiner Nähe ist und nicht so weit weg. Dann hätten wir, wer weiß das schon, doch eine gemeinsame Zukunft gehabt. Dieser Gedanke lässt die Wut in mir nur noch größer werden. Jetzt ist das Gewitter, welches sich vorhin schon angekündigt hatte, direkt über mir. Unzählige Blitze schießen durch den Himmel und machen die Dunkelheit der Nacht taghell. Der Regen wird immer stärker. Mittlerweile bin ich nass bis auf die Haut. Meine Haare kleben an meinem Hals und im Gesicht. Aber auch das ist mir egal. Ich möchte einfach, dass diese Wut und die Leere, die seit der Trennung in mir sind, verschwinden. Ich habe noch das Rätsel meiner Mutter zu lösen, aber darauf kann ich mich einfach nicht konzentrieren. Ich stehe auf und renne den Felsen hinunter. Laufe durch eine mir völlig unbekannte Gegend. Das Beben wird immer stärker. Durch den aufgeschwämmenten Boden, falle ich immer wieder hin. Dabei schürfe ich mir meine Hände und Arme auf, aber das merke ich kaum noch. Ich will einfach nur weg von hier. Den Felsen habe ich fast hinter mir gelassen und der Anfang des Waldes kommt immer näher auf mich zu. Dieser wirkt auf mich mit einem mal sehr bedrohlich. Ich bleibe stehen. Die Panik wird immer stärker und stärker. Wohin soll ich nur gehen? Zurück kann ich nicht und in den Wald möchte ich auch nicht mehr. Ich renne nach links, am Waldrand vorbei. Wo sind denn nur die anderen? Wie konnte es passieren, dass wir nicht zusammen sind? Ich werde immer schneller. Plötzlich schlägt ein Blitz vor mir ein und setzt die Bäume in Brand. Die Flammen breiten sich rasend schnell aus. Ich renne in die andere Richtung und sehe dabei wie sich der Wald an meiner Seite in ein Flammenmeer verwandelt. Die Hitze schlägt mir entgegen und nimmt mir die Luft zum Atmen. Ich muss hier weg, so schnell wie möglich. Das Beben nimmt immer mehr zu. Dadurch wird das Laufen für mich immer anstrengender. Ich merke wie ich langsamer werde um nicht hin zu fallen. Dann sehe ich wie sich die Erde vor mir mit einem riesen Krachen auf tut. Ich bleibe stehen und betrachte die tiefe Spalte im Boden. Was soll ich jetzt bloß machen? Weiter vor kann ich nicht dafür ist der Riss in der Erde einfach zu groß. Hinter und neben mir brennt alles. Ich lasse mich auf die Knie fallen und fange an zu weinen. Wenn Reyvan wenigstens hier wäre, er wüsste was zu tun ist und wie wir hier wieder raus kommen. Plötzlich bemerke ich dass die Hitze weniger wird, dafür hat der Regen stärker eingesetzt. Die Erde beruhigt sich auch langsam wieder. Um mich herum steigt immer mehr Qualm auf. Ich sehe mich um, drehe mich in alle Richtungen, um einen Weg zu finden. Dann bleibe ich stehen. Läuft da jemand durch den Qualm? Ich kann nichts Genaues erkennen, aber ja das ist jemand. Diese Person kommt immer näher auf mich zu. Wer ist das? Ich beobachte einfach, wie die Formen immer mehr Kontur annehmen und ohne dass ich mir dessen richtig bewusst geworden bin, steht auf einmal eine fremde Frau vor mir. Ich kenne sie zwar nicht, trotzdem kommt sie mir irgendwie vertraut vor. Sie hebt ihre Arme als würde sie mich umarmen wollen. Doch sie tut es nicht sondern bleibt einfach weiter stehen. Dann fängt sie an zu sprechen. "Alia hör mir zu. Ich weiß dass du mich nicht kennst und keinen Grund hast mir zu glauben, aber es ist wichtig. Zuerst musst du anfangen dich zu beruhigen, damit du die Kontrolle über deine Kräfte wieder erlangst." Was meint sie damit und woher weiß sie von meiner Magie? Sie spricht aber einfach weiter. Also kann ich sie nicht danach fragen. "Atme tief ein. Konzentriere dich auf deinen innern Punkt. Du musst dein Gleichgewicht wieder herstellen." Ich konzentriere mich auf das atmen. Nach einer Weile beruhigt sich mein Inneres und ich finde endlich den Zugang. Die fremde Frau spricht weiter. "Gut so Alia. Jetzt wo du bei deiner Magie bist musst du dir einen Gegenstand vorstellen. Es muss etwas sein, was man verschließen, aber auch wieder öffnen kann." Ich mach das was sie mir sagt. Was mir spontan einfällt, ist das Kästchen meiner Mutter, also stelle ich es mir bildlich vor. "Wenn du diesen Gegenstand hast, Alia, musst du probieren deine Magie darin einzuschließen." "Was soll das? Warum soll ich meine Magie einschließen? Sie ist das Einzigste was ich noch habe. Was habt ihr vor? Und wer seid ihr? Wie seid ihr zu mir gekommen? Hat Xenos euch auf mich angesetzt, damit ihr mich töten könnt?" Ich weiche einige Schritte zurück. Ich möchte hier weg, doch das geht nicht. Hinter mir ist die Spalte im Boden und neben mir ist der beißende Qualm. Es gibt immer noch einzelne Bäume die brennen. Wieder zucken Blitze durch den Himmel. Die Frau hebt ihre Arme. "Alia beruhige dich. Du musst keine Angst vor mir haben. Ich komme nicht von Xenos. Ich möchte dir einfach nur helfen. Es ist einfach wichtig dass du deine Kräfte unter Kontrolle bekommst. Das Kästchen ist nur dafür da, dass deine Magie eine Begrenzung bekommt. Hast du es denn nicht bemerkt? Das Feuer, die Erde, die Luft und das Wasser, alles reagiert auf dich. Durch die Wut die du in dir hast, lässt du deinen Kräften freien Lauf. Schau dich doch einfach nur um, dann siehst du was deine Magie anrichten kann." Ich schaue mich um. Sie meint doch nicht etwa das Unwetter. Das soll durch meine Magie passiert sein. Ich kann es nicht wirklich glauben. "Ja, durch deine Energie in dir hast du all das ausgelöst. Aber habe keine Angst davor. Wir bekommen sie wieder unter Kontrolle. Du musst dir bewusst werden, dass du eine besondere Macht in dir hast. Die Menschen an deiner Seite brauchen dich. Vor dir liegt ein langer Weg. Du wirst noch sehr viel lernen müssen. Daher ist es besonders wichtig, dass du etwas hast, womit sich deine Magie kontrollieren lässt." "Was wisst ihr über mich. Und was meint ihr damit das..." "Alles zu seiner Zeit. Ich kann dir leider nicht soviel verraten. Irgendwann wirst du es wissen. Zuerst musst du deine Magie im Zaum halten können. Deswegen konzentriere dich nochmal auf dein Inneres. Schließe deine Magie im Kästchen ein. Du musst wirklich keine Angst davor haben, dass du sie verlierst. Denn das Kästchen lässt sich jeder Zeit öffnen. Somit hast du immer einen Zugang zu ihr." "Versuche es einfach weiter, es ist nicht leicht aber du wirst es schaffen. Bleibe einfach ganz ruhig. Dann wird es dir gelingen. Das weiß ich." Also versuche ich es weiter. Es dauert einige Zeit, irgendwann klappt es dann aber doch. Meine Magie ist im Kästchen. Ich probiere gleich aus, ob sich der Deckel wirklich öffnen lässt. Ein wenig habe ich doch Angst, dass es nicht funktioniert. Aber es lässt sich auch ohne Probleme wieder öffnen. Ich bin wieder völlig allein, als ich jemanden nach mir rufen höre. Am Anfang nur ganz stumpf und dann immer lauter. Je lauter die Stimme wird, desto mehr verliert die Umgebung an Schärfe. Dann merke ich, wie mich jemand schüttelt. Die Stimme wird immer eindringlicher und ruft immer wieder meinen Namen. Plötzlich bin ich wach und blicke direkt in die Augen von Zaron. |